Wiener Kongress
Der Wiener Kongress fand zwischen September 1814 und Juni 1815 im Wiener Palais am Ballhausplatz statt.
Nachdem Napoleon Bonaparte im Frühling 1814 erfolgreich zu Sturz gebracht wurde und seine Verbannung ins
Exil beschlossen war, verkündeten die Staatsoberhäupter Mitteleuropas in Paris (Pariser Frieden) das Ende
des Krieges. Da Europa nach den zahlreichen militärischen Eroberungen Napoleons nun ungleiche
Machtverhältnisse aufwies, entschied man sich im Pariser Frieden dazu, einen Kongress mit dem Ziel der
Neuordnung Europas im darauffolgenden Jahr zu veranstalten. Zum Kongress erschienen schließlich Staatsmänner,
Fürsten und andere Vertreter der nahezu 200 teilnehmenden Länder und Herrschaftseinheiten. Die Leitung des
Kongresses übernahm der österreichische Außenminister Fürst von Metternich. Anfangs zogen sich wegen der
massiven Interessenskonflikte zwischen den vielen Staaten die Verhandlungen nur schleppend dahin, schlussendlich
konnten jedoch Ergebnisse erzielt werden, mit denen der Großteil der Teilnehmer für den Moment zufrieden war.
Wiener Kongress: Zielsetzung
Durch Napoleons Feldzüge durch Europa wurden die Grenzen der einzelnen Staaten stark verschoben und
die Machtverhältnisse waren mehr als unausgeglichen. Eines der Hauptziele des Wiener Kongresses war
somit eine Art Gleichgewichtssystem zu erstellen, in dem keinem Staat zu viel Macht zukommen würde - es
sollte wieder Frieden herrschen und keinen Anlass zu erneuten Auseinandersetzungen geben. Zudem wollte
man wieder zu den Zuständen zurückkehren, die vor Napoleons Auftreten in Europa bestanden hatten. Unter
dem Schlagwort 'Restauration' wurde die Absicht zusammengefasst, die alten Monarchien und Dynastien aus der
Zeit vor 1792 wieder einzusetzen. Darüber hinaus musste auch Frankreich wieder verkleinert werden, die
Eroberungen Napoleons sollten vollständig rückgängig gemacht werden. Außerdem wollten die fünf Großmächte
(Pentarchie) der Zeit - Österreich, Russland, Preußen, das Vereinigte Königreich und die alte französische
Monarchie - eine Möglichkeit finden, revolutionären Gedanken und Taten einen Riegel vorzuschieben, um ihre
Macht sichern zu können und Anarchie zu verhindern.
Wiener Kongress: Unmittelbare Resultate
Das zentrale Ergebnis des Wiener Kongresses bestand darin, dass die europäische Landkarte komplett neu
gezeichnet wurde. Russland erhielt fast das gesamte polnische Staatsgebiet, sowie Finnland. Frankreich
bekam in etwa wieder die Grenzen, die vor Napoleon bestanden hatten. Österreich bekam eine Vielzahl an
Gebieten zugesprochen, darunter Istrien, Triest, Venedig und die Lombardei sowie die heutigen Bundesländer
Kärnten, Salzburg, Vorarlberg und Tirol. Österreich musste jedoch seine niederländischen Besitztümer
abgeben und in weiterer Folge wurde das Königreich der Vereinigten Niederlande - eine Verschmelzung der
heutigen Niederlande mit Belgien - gebildet. Des Weiteren wurde der Deutsche Bund, ein Zusammenschluss
von ungefähr 40 einzelnen Staaten unter österreichischer Führung, gegründet. Preußen wurde immens vergrößert
und erhielt den Norden Sachsens, die Rheinprovinz, Westfalen, Neuvorpommern sowie Posen. Ein weiteres
Ergebnis des Wiener Kongresses war die Schaffung der Heiligen Allianz, einem freundschaftlichen Bündnis
zum Erhalt der Monarchien.
Wiener Kongress: Langzeitfolgen
Die Teilnehmer des Wiener Kongresses unterschätzten bei ihren Entschlüssen die Macht des Volkes. Durch
Napoleon war in den Einwohnern Europas Nationalbewusstsein, revolutionäres und liberales Denken erwacht
und die Rückkehr zu den alten Strukturen passte sehr vielen Menschen nicht - der Wiener Kongress hatte
schließlich keine Rücksicht auf Volkszugehörigkeit, Sprachen oder ähnliches genommen und Grenzen teils
willkürlich gezogen. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts kam es aus diesem Grund immer wieder zu
Revolutionen und Aufständen.