Weimarer Republik (1918-1933)
Chronik der wichtigsten Ereignisse
28.06.1919: Versailler Vertrag05.01.1919: Spartakusaufstand in Berlin
13.03.1920: Kapp-Lüttwitz-Putsch
16.04.1922: Vertrag von Rapallo
08.11.1923: Hitler-Ludendorff-Putsch
16.08.1924: Dawes-Plan
28.02.1925: Paul von Hindenburg wird Reichspräsident
05.10.1925: Verträge von Locarno
1928-1930: Weltwirtschaftskrise
27.08.1928: Briand-Kellogg-Pakt
01.09.1929: Young-Plan
20.07.1932: Staatsstreich in Preußen
31.07.1932: Reichstagswahl: NSDAP wird stärkste Partei
30.01.1933: Adolf Hitler wird zum Reichskanzler ernannt
Einführungstext zur Weimarer Republik
Die Zeit der Weimarer Republik umfasst die Jahre von 1918 (Ausrufung der Republik am 9. November 1918) bis zur
Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933. Sie war die erste parlamentarische Demokratie auf
deutschem Boden, nachdem Kaiser Wilhelm II. abgedankt hatte und ins holländische Exil geflohen war.
Instabilität und Unruhe prägen die ersten Jahre
In den Jahren nach dem Krieg war die Weimarer Republik von großer Instabilität geprägt. Immer wieder kam es in
deutschen Städten zu Tumulten und bürgerkriegsähnlichen Zuständen.
Der 1. Weltkrieg hatte schwere wirtschaftliche und soziale Probleme hinterlassen: Hungersnöte und Grippe-Epidemien
schwächten die Zivilbevölkerung, heimkehrende Soldaten fanden keine Arbeit. Die Trauer um die Opfer des Krieges und
verlorene Besitzstände lähmten das Volk zusätzlich. Viele Menschen glaubten, Deutschland hätte den Krieg gewinnen
können, wenn Sozialdemokraten und andere "Vaterlandsverräter" den "im Felde unbesiegten deutschen Soldaten" mit einem
voreiligen Waffenstillstand nicht in den Rücken gefallen wären (Dolchstoßlegende). Außerdem musste Deutschland als
Kriegsverlierer Gebiete im Osten abtreten und im Frieden von Versailles hohe Reparationszahlungen erfüllen.
Um den bürgerkriegsartigen Tumulten im Land wieder Herr zu werden, wollten Reichspräsident Friedrich Ebert und die
junge Regierung der Weimarer Republik nicht auf das antidemokratisch und kaisertreu eingestellte Heer verzichten. Militärische und
paramilitärische Vereinigungen mit extrem rechtem Gedankengut wurden nicht zerschlagen, sondern blieben erhalten -
auch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) konnte sich im Windschatten rechter Zusammenschlüsse in der
Weimarer Republik formieren.
Neben der Bemühung, die kriegstraumatisierte Gesellschaft zu befrieden, musste die Regierung die Ermordung führender
Politiker wie Finanzminister Matthias Erzberger durch rechte Gruppierungen verkraften. Zusätzlich galt es,
Putschversuche abzuwehren (Kapp-Putsch 1920, Adolf Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle in München 1923). Zudem
wurde die deutsche Wirtschaft durch die Inflation 1923 schwer belastet - erst die anschließende Währungsreform sorgte
dafür, dass eine gewisse ökonomische Stabilität erreicht wurde. Ebert, gesundheitlich angeschlagen, starb 1925 an einer
Bauchfellentzündung.
Jahre vermeintlicher Stabilität
Nach dem Tode Friedrich Eberts wurde Paul von Hindenburg Reichspräsident der Weimarer Republik. Hindenburg war im 1. Weltkrieg Hauptmann der
Obersten Heeresleitung gewesen und hatte zudem zahlreiche Auszeichnungen für erfolgreich geführte Schlachten
erhalten (Schlacht bei Tannenberg/Winterschlacht in Masuren). Er träumte von einem nationalen, starken
Deutschland und pflegte Umgang mit Großgrundbesitzern, bevorzugt den ostelbischen Junkern - stammte er doch
selbst aus einem alten ostpreußischen Adelsgeschlecht.
In wirtschaftlicher Hinsicht wurde eine gewisse Stabilität erreicht. Manche Menschen brachten es sogar zu
bescheidenem Wohlstand, der den unteren Lohngruppen weitestgehend versagt blieb. Schlechte Arbeits- und
Wohnbedingungen sowie das Fehlen eines stabilen Sozial- oder Krankenversicherungssystems beschwerten den Alltag der Arbeiterklasse.
Das politische Alltagsgeschäft in der Weimarer Republik blieb schwierig: Es gab zu viele Parteien, die untereinander zerstritten waren.
Der Reichstag war schwach - dafür hielt der Reichspräsident mit dem Reichsheer im Rücken und besonderen Befugnissen
eine umso größere Macht in seinen Händen.
In weiten Teilen der Bevölkerung hatte sich kein demokratisches Bewusstsein entwickeln können. Die
Großgrundbesitzer fühlten ihre Besitzstände durch die Sozialdemokratie bedroht, die unteren Schichten blieben arm.
Viele Menschen wandten sich extrem rechten oder linken Parteien zu - in der Hoffnung, dass hier ihre Interessen
besser vertreten würden.
In kultureller Hinsicht erlebte Deutschland in den 20er Jahren eine Blütezeit. So brachten Kino, Theater und
Kabarett eine beachtliche kulturelle Vielfalt hervor.
Das Ende der Weimarer Republik
1929 wurde die Weimarer Republik in großem Ausmaß von der Weltwirtschaftskrise getroffen. Die deutsche Wirtschaft
kam dadurch in weiten Teilen des Landes völlig zum erliegen. Unternehmen stellten ihre Produktion ein,
Massenentlassungen waren die Folge - das Elend vieler Menschen verstärkte sich.
Durch blinden Aktionismus, Kabinettsumbildungen und drastische wirtschaftliche Maßnahmen (maßgeblich durchgeführt
vom damaligen Reichskanzler Heinrich Brüning) versuchte die Regierung, der desaströsen Lage Herr zu werden. Vor
allem rechte Parteien bekamen in dieser Zeit enormen Zulauf, weil viele Menschen sich von ihnen einen Ausweg
aus der wirtschaftlichen und politischen Misere des Landes erhofften.
Letzten Endes entschied keine Wahl, sondern Reichspräsident Hindenburg gemeinsam mit anderen Politikern des
rechtskonservativen Spektrums (u.a. Franz von Papen) sowie einflussreichen Großgrundbesitzern
darüber, wie Deutschland wieder zu einem wirtschaftlich und politisch mächtigen Reich werden konnte: Er ernannte
Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler.
Hitler hatte als Wortführer der NSDAP bereits große Popularität erlangt und durch Hetzparolen gegen die Weimarer
Republik versucht, Wähler und Gesinnungsgenossen zu finden. Er versprach den Menschen Arbeit - und ein starkes
Deutschland, das wieder eine Vormachtstellung in Europa einnehmen würde. Letzteres wollte auch Hindenburg - er
sah in Hitler nicht mehr als ein williges Werkzeug zur Durchführung seiner Absichten.
Die NSDAP begann nach der Machtübernahme sofort mit der Gleichschaltung des politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Lebens. Die Weimarer Republik - einst als parlamentarische Demokratie gegründet - gab es 1933 nicht mehr.