Erster Weltkrieg (1914-1918)
Chronik der wichtigsten Ereignisse
28.06.1914: Attentat von SarajevoJuli 1914: Julikrise
06.07.1914: "Blankoscheck" Deutschlands an Österreich-Ungarn
21.02.1916: Schlacht um Verdun
01.06.1916: Schlacht an der Somme
06.04.1917: Die USA erklären Deutschland den Krieg
Februar 1917: Februarrevolution in Russland
Oktober 1917: Oktoberrevolution in Russland
08.01.1918: 14-Punkte-Programm von Woodrow Wilson
03.03.1918: Friedensvertrag von Brest-Litowsk
01.11.1918: Kieler Matrosenaufstand
11.11.1918: Waffenstillstand von Compiègne
28.06.1919: Versailler Vertrag
Einführungstext zum Ersten Weltkrieg
Das Deutsche Reich unter Wilhelm II. war Anfang der 20er Jahre wirtschaftlich und militärisch erstarkt.
England, Frankreich und Russland hatten sich in der Entente cordiale schon Jahre vorher zusammengeschlossen
und befanden sich mit Deutschland im permanenten Streit um die Vorherrschaft in Europa.
Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand durch den
serbischen Nationalisten Gavrilo Princip war der Auslöser für den Ersten
Weltkrieg (Julikrise): Diplomatische Konfliktlösungen gab es bald nicht mehr, ab August 1914 sprachen die Waffen.
Das Attentat von Sarajewo als Auslöser
Nach dem Attentat von Sarajewo hatte sich Österreich hilfesuchend an seinen deutschen Verbündeten gewandt.
Kaiser Wilhelm II. versprach mit der Ausstellung eines Blankoschecks die bedingungslose Unterstützung im Krieg gegen Serbien.
Nachdem daraufhin Russland seinen serbischen Verbündeten beigesprungen war und Deutschland Belgien angegriffen
hatte, um mit einem schnellen Sieg an der Westfront den gefürchteten russischen Angriffen zuvorzukommen, hatte
sich der lokale Konflikt schon zum europaweiten Krieg ausgeweitet.
In Deutschland entfachte zu dieser Zeit ein wahrer Kriegsenthusiasmus. Vor allem in der massiven monetären
Kriegsunterstützung zeigte sich die Unterstützung des Volkes, die ihren Ausdruck in festverzinslichen
Kriegsanleihen fand. So finanzierten die Deutschen den Krieg - Renditen wollten sie nach dem Sieg einfahren.
Mit Ausnahme weniger Demokraten unterstützten auch die politischen Parteien das Vorgehen im Ersten Weltkrieg.
Der Schlieffen-Plan
Der Chef des deutschen Generalstabs, Generalfeldmarschall Alfred Graf von Schlieffen
hatte seit 1905 den Aufmarsch für den begonnenen Zweifrontenkrieg
akribisch geplant; während das deutsche Heer zunächst die Ostfront weit weghalten konnte, rannten sich
die Westtruppen in einen Stellungskampf allerdings fest.
Dieser Krieg ging nun mit einer nie da gewesenen Totalisierung einher: Moderne Kriegstechnik und der
Einsatz von Giftgas führten zum Massensterben der Frontsoldaten. Erstmals bestimmte auch der Luftkampf
die Kriegsgeschehnisse abseits der Artilleriefeuer. Neue britische Panzer überwanden mühelos Gräben und
Stacheldraht. Ihr Großeinsatz versetzte 1917 die deutschen Gegner in Panik.
Der Erste Weltkrieg bestand aus förmlichen Materialschlachten. Den Vorstellungen vom kurzen und
entscheidenden Waffengang, der Deutschland den "Platz an der Sonne" bringen würde, entsprach er
überhaupt nicht. Millionen Soldaten wurden in den Materialschlachten, den sogenannten "Großen
Offensiven", geradezu geopfert. Die Schlachten an der Somme und um Verdun wurden zum traurigen
Synonym kriegerischen Wahnsinns: 1.000.000 bzw. 700.000 Soldaten verloren allein in diesen beiden
Gefechten des Ersten Weltkrieges ihr Leben.
Die Kriegsökonomie
Die Kriegsstaaten richteten ihre gesamte Ökonomie auf den Krieg aus. Die Produktion von Munition,
Waffen und Ausrüstungen forderte immensen Tribut. In Deutschland galt Außenminister Walter Rathenau als der
Organisator der bisher unbekannten Kriegsökonomie. Dagegen versuchte die jeweils gegnerische Seite permanent, die Versorgung
von außen zu unterbinden. Beispiele dafür waren die britische Blockade der Nordsee, sowie der
umfassende U-Boot-Krieg der Mittelmächte. So war auch die Zivilbevölkerung in großem Ausmaß betroffen.
Die Totalisierung
In allen Bereichen des Alltags zeigte sich die Totalisierung des Ersten Weltkriegs. Während die
Männer an der Front waren, arbeiteten Frauen im Industrie- und Dienstleistungsgewerbe und in allen
Bereichen der Verwaltung. Der Krieg zehrte so die Gesellschaft zunehmend aus, spätestens seit 1916
wuchs überall die allgemeine, tiefe Kriegsmüdigkeit.
Die Propaganda und die Durchhalteparolen wurden immer wichtiger. Die oberste deutsche Heerleitung
unter Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg wurde zur dominierenden Macht im Deutschen Reich.
Das Ende des Krieges
Das deutsche Volk war kriegsmüde. Nichts mehr war übrig von der Kriegseuphorie. Stattdessen initiierte
die russische Oktoberrevolution 1917 Demonstrationen und Massenstreiks in Deutschland: "Frieden und
Brot" lautete ihr Ziel.
Am 3. März 1918 kam es zu einem Friedensvertrag mit Russland, während sich an der Westfront spätestens
nach dem Kriegseintritt der USA die Lage dramatisch verschlechterte. Die gescheiterten Großoffensiven
des Sommers 1918 erschöpften die deutsche Armee vollends. Noch hielten sie die Stellungen - aber ein
Gewinn des Krieges war nicht mehr möglich.
Am 11. November 1918 kam es im Wald von Compiègne zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens
zwischen den Westmächten und Deutschland. Der Erste Weltkrieg war beendet.
Die Kriegsfolgen
Der Erste Weltkrieg hatte Europa und den Nahen Osten verändert: Die Monarchien in Deutschland, Russland
und Österreich-Ungarn waren beseitigt, das Osmanische Reich war zerbrochen. Neue Nationalstaaten
waren entstanden, dennoch dauerten die Nationalitätenkonflikte in Europa und Nahost weiter an.
Entbehrungen, Hunger und tiefe Enttäuschungen beförderten revolutionäre, demokratische und sozialistische Bestrebungen.
Am 9. November 1918 verkündete der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann vom Balkon des Berliner
Reichstagsgebäudes, den Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs und proklamierte die Deutsche Republik.