Die Deutsche Revolution (1848/1849)
Chronik der wichtigsten Ereignisse
24.02.1848: Februarrevolution in Frankreich13.03.1848: Revolution im Kaisertum Österreich
18.03.1848: Märzrevolution in Berlin
18.05.1848: Frankfurter Nationalversammlung
09.11.1848: Ermordung Robert Blums
28.03.1849: Paulskirchenverfassung
28.04.1849: Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV.
23.09.1862: Bismarck wird Ministerpräsident
01.02.1864: Deutsch-Dänischer Krieg
23.06.1866: Deutscher Krieg
23.08.1866: Prager Frieden
01.07.1867: Gründung des Norddeutschen Bundes
13.07.1870: Emser Depesche
19.07.1870: Deutsch-Französischer Krieg
18.01.1871: Reichsgründung in Versailles
Einführungstext zur Deutschen Revolution 1848
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - das sind die Parolen der Französischen Revolution, die der Deutschen
Revolution im Jahre 1848 voraus gingen. In ganz Europa wurde nach Liberalismus gestrebt. Unter dem Synonym
"Märzrevolution" wurde im Deutschen Bund politische Freiheit, Gleichberechtigung und die Vereinigung Deutschlands
angestrebt. Der Aufstand erzwang die Durchführung von Wahlen, eine neue Nationalversammlung sowie die Aufhebung
von Pressezensur und Bauernfreiheit. Dennoch scheiterte die Revolution.
Die Ursachen: Wirtschaftskrise und veralte politische Verhältnisse
Die Ursachen der Deutschen Revolution waren sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Eine schwere Missernte im
Jahr 1846 sorgte für Hungersnöte und Hungerrevolten. Massenarmut regierte. Die Kaufkraft sank. Niedergang der
Textilindustrie und eine Krise im Handwerk waren die Folgen. Auch der durch die Industrialisierung entstandene
Arbeiterklasse ging es schlecht: Sie lebte unter dem Existenzminimum in Elendsvierteln und war dauerhaft von
Arbeitslosigkeit bedroht. Vereinzelte Versuche des Aufstandes gab es bereits vor der Deutschen Revolution 1848/1849.
In der Politik herrschte zwischen 1815 und 1848 die Restaurationspolitik. Nach dem Sieg über Napoleon wurden
die politischen Verhältnisse von vor 1789 wiederhergestellt: Vorherrschaft des Adels und rückgängig gemachte
bürgerliche Rechte, wie das zuvor eingeführte bürgerliche Gesetzbuch "Code civil". Besonderer Verfechter der
Restaurationspolitik war Staatskanzler Klemens Wenzel Fürst von Metternich. Die Pressefreiheit war verstärkt
eingegrenzt worden, Burschenschaften verboten. Erste Auflehnungen gegen diese Politik im Jahr 1830
scheiterten, aber das metternichsche System erlitt Risse.
Beginn und Scheitern: Ablauf der Revolution
Die Deutsche Revolution umfasst zahlreiche Ereignisse und verlief dezentral. Sie lässt sich in drei Phasen
aufspalten: Scheinerfolge, Ringen um rechtliche Sicherung und Scheitern. Der Funke der Revolution sprang von
der Februarrevolution aus Frankreich herüber. Nach der dortigen Absetzung des Königs Louis Philippe wurde in
Frankreich die zweite Republik ausgerufen.
Nach diesem Vorbild revolutionierten zahlreiche Länder in Europa, darunter Baden, Preußen, Sachsen und
Bayern. Während in manchen Ländern die Obrigkeit schnell Versprechen gab und somit der Aufstand
weitestgehend friedlich verlief (Hannover und Württemberg) wurde in anderen Ländern an zwei Fronten
gekämpft: auf der Straße und in den Parlamenten. In Baden wurden die weitestgehenden Veränderungen verlangt.
Hier wurde am 27. Februar 1848 in Mannheim eine Volksversammlung zusammengerufen. Die badischen
Revolutionäre, allen voran Friedrich Hecker und Gustav Struve, forderten die Abschaffung der adligen
Privilegien und Volkssouveränität. Am 12. April 1848 riefen Hecker und Struve in Konstanz die Republik
aus und wollten nach Karlsruhe marschieren. Das Militär schlug diesen Aufstand allerdings nieder. Blutig
ging es auch in Berlin zu: König Friedrich Wilhelm IV machte zunächst Zugeständnisse. Am 18. März schoss
die Armee bei der Verlesung dessen auf die Bevölkerung, Straßenkämpfe mit zahlreichen Toten folgten. Der
König gab nach. Am 29. März wurde hier ein "Märzministerium", nach Vorbild der Ministerien in den anderen
Ländern, eingesetzt. Die Deutsche Revolution sorgte für einen Schulterschluss zwischen Liberalen und Demokraten. Neben
den "Märzministerien" wurde mit der Frankfurter Nationalversammlung die Errichtung eines nationalen Vorparlaments erreicht.
Im April 1848 hatte der König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV Neuwahlen versprochen, die am 1. Mai stattfanden.
Ab 18. Mai tagte das Vorparlament unter der Führung von Heinrich von Gagern und entwarf in hitzigen
Debatten eine Verfassung. Doch kurz darauf spalteten sich Liberale und Demokraten in ihren Zielen:
konstitutionelle Monarchie auf der linken Seite, Republik bei den Demokraten. Im Sommer 1848 kam die
Revolution dann ins Stocken. In Preußen und Österreich übernahmen die Gegenrevolutionäre wieder die
Führung. Die Fürsten erlangten wieder mehr Einfluss, dagegen schwand der Einfluss der Nationalversammlung.
Mit der Ablehnung der Kaiserkrone und der formulierten Reichsverfassung zu einem kleindeutschen
Nationalstaat mit konstitutioneller Monarchie durch Friedrich Wilhelm IV, war die Deutsche Revolution gescheitert.
Das Ende wird der Niederschlagung des Stuttgarter Parlamentes im Juni 1849 sowie der Einnahme der Festung
Rastatt im Juli 1849 zugeschrieben.
Die Folgen der Deutschen Revolution
Auch wenn der Aufstand scheiterte, war er Ausgangspunkt zahlreicher Entwicklungen. Die Ursprünge der
Parteienvielfalt, der Arbeiterbewegung und der Emanzipation liegen in der Revolution. Am 3. September
1848 wurde die "Allgemeine deutsche Arbeitsverbrüderung" gegründet - Vorreiter der Gewerkschaften. Am 12.
Mai 1849 wurde die erste "Frauenzeitung" von Louise Otto-Peters gegründet. Die aufgehobene Pressezensur
machte eine blühende Presselandschaft möglich. Sowohl auf der linken Seite (Karl Marx mit der "Neuen
Rheinischen Zeitung") als auf der rechten Seite ("Neue Preußische Zeitung"). Politisch kam es erneut
zu einer Restauration, jedoch nicht mehr so verschärft, wie vor der Revolution. Der Gedanke eines
einheitlichen Deutschlandes blieb bestehen und setzte sich später durch die Einheitskriege durch.