Julikrise
Die als Julikrise bezeichneten Ereignisse im Juli 1914 gelten als Auslöser des 1. Weltkriegs von 1914 bis 1918.
Ursächlich für die Krisensituation war das tödliche Attentat auf das österreichische Thronfolgerpaar: Am 28. Juni
1914 wurden in Sarajevo Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Chotek von Gavrilo Princip, einem Mitglied
der jugoslawisch-nationalistischen Bewegung, ermordet.
Historischer Hintergrund
Die politischen Differenzen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien waren mit ein Grund, weshalb das Attentat in
Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, verübt wurde. Beim Berliner Kongress 1878 wurde Serbien
zunächst unter österreichisch-ungarische Verwaltung gestellt und gehörte ab 1908 durch Annexion komplett zur
Doppelmonarchie. Die Hintermänner des Attentats wurden aber schon damals in Belgrad unter den Männern des
serbischen Ministerpräsidenten Nikola Pašic vermutet. Das Ziel war eine Schwächung Österreich-Ungarns, um
Bosnien und Herzegowina letztlich an Serbien anzugliedern.
Das Attentat von Sarajevo als Auslöser der Julikrise
Die Stimmen für einen Militärschlag gegen Serbien wurden nun immer lauter. Auf das Attentat von Sarajevo
nicht zu reagieren, wäre mit einen immensen Autoritätsverlust der politischen Führung Österreich-Ungarns
verbunden gewesen. An der Spitze standen mit Karl Stürgkh der österreichische Ministerpräsident und Franz
Conrad von Hötzendorf, Chef des österreichischen Generalstabs, zwei ranghohe Befürworter aus Politik und
Militärwesen. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich der österreichische Kaiser Franz Joseph I. einer
militärischen Intervention gegen Serbien immer widersetzt.
Zu diesem Zweck bat Österreich um die Unterstützung Deutschlands und der Deutsche Kaiser Wilhelm II.
antwortete prompt auf das Gesuch mit dem Satz: "Kaiser Franz Joseph könne sich darauf verlassen, daß
Deutschland treu an der Seite Österreich-Ungarns stehen werde." Dieser sogenannte "Blankoscheck", also
die Zusicherung zur bedingungslosen Unterstützung, bestärkte Österreich-Ungarn im Vorgehen gegen Serbien,
weil im Falle eines Krieges mit einem Gegenschlag des serbischen Bündnispartner Russlands zu rechnen war.
Historische Fragen zur Julikrise
Ob Deutschland tatsächlich mit einem Eingreifen Russlands in die Streitigkeit zwischen Serbien und Österreich-Ungarn
gerechnet hat, kann bis heute nicht eindeutig beantwortet werden. Ebenso umstritten ist die Frage, ob die
Forderungen des österreichischen Ultimatums vom 23. Juli 1914 an Serbien, deren Inhalt unter anderem das
Eingreifen österreichisch-ungarischer Staatsorgane in Serbien war, wirklich so unannehmbar waren wie zunächst
behauptet wurde.
Das enge Bündnis Deutschlands zu Österreich-Ungarn hatte auch einen wichtigen Zweck. Um die beiden
Mittelmächte verbündeten sich mit Russland, Frankreich und Großbritannien (Triple-Entente) drei
militärisch starke Nationen. So hat der deutsche Reichskanzler Bethmann Hollweg am Kriegsende offen
eingestanden, dass der Weltkrieg in gewissem Sinne ein Präventivkrieg war.
Da alle europäischen Kräfte durch einen Krieg ihre Position verbessern wollten und keines der Länder
entscheidend zur Deeskalation beitrug, war der Wille zum Krieg auf allen Seiten gewissermaßen vorhanden.
Der Ausbruch des 1. Weltkriegs durch die Kriegserklärung Österreichs an Serbien am 28. Juli 1914 kam daher
für viele Nationen als "willkommener Anlass".