Attentat von Sarajevo
Beim Attentat von Sarajevo wurde der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Chotek
vom serbischen Nationalisten Gavrilo Princip erschossen. Das Attentat gilt als direkter Auslöser der sogenannten
Julikrise, in deren Folge der Erste Weltkrieg in Europa begann.
Hintergründe für das Attentat von Sarajevo
Seit der Jahrhundertwende gab es innerhalb Österreich-Ungarns zunehmende innenpolitische Spannungen, die aus
nationalistischen Bewegungen der einzelnen Völker resultierten. Als Vielvölkerstaat (u.a. Bosnier, Deutsche,
Italiener, Kroaten, Polen, Rumänen, Serben, Slowenen, Tschechen, Ukrainer, Ungarn) vereinte das Staatsgebiet
Österreich-Ungarns zumindest geografisch zahlreiche unterschiedliche Nationen. In Wirklichkeit forderten
besonders die slawischen Völker ihre Unabhängigkeit von der Donaumonarchie.
Auch in Bosnien und der Herzegowina formierte sich mit der "Ujedinjenje ili Smrt" ("Vereinigung oder Tod", im
Volksmund als "Schwarze Hand" bezeichnet) eine terroristische, jugoslawisch-nationalistische Bewegung. Doch bis
zum Jahr 1914 scheiterten sämtliche Anschläge auf Repräsentanten der k.u.k. Regierung.
Vorbereitungen
Nachdem der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand angekündigt hatte, Sarajevo mit seiner Frau
Sophie Chotek im Frühjahr 1914 zu besuchen, fassten drei Mitglieder der pro-serbischen Jugendorganisation Mlada
Bosna (Junges Bosnien) den Entschluss, ein Attentat auf Franz Ferdinand zu verüben: Der 19-jährige Gymnasiast
Gavrilo Princip, Nedeljko Cabrinovic und Trifun Grabež. Über Mittelsmänner erhielten sie aus
serbischen Armeebeständen mehrere Pistolen nebst Munition. Obwohl die Führung der "Schwarzen Hand" inzwischen
politische Bedenken gegen das Attentat hegte und die Durchführung untersagte, waren alle drei Attentäter zum
Vollzug entschlossen.
Durchführung
Am 28. Juni 1914 traf das Thronfolgerpaar trotz vorheriger Warnungen in Sarajevo ein. In einer Fahrzeugkolonne
plante das Organisationskomitee, bis zum Rathaus Sarajevo zu fahren. Die drei Attentäter postierten sich
indessen auf der Wegstrecke. Nedeljko Cabrinovic warf als erster eine Bombe auf das Fahrzeug des Erzherzogs,
verfehlte jedoch sein Ziel und die Bombe explodierte erst hinter dem Wagen. Franz Ferdinand bestand trotz
fehlgeschlagenem Attentatsversuch darauf, die Fahrt weiter fortzusetzen. Als der Konvoi schließlich vor einem
Café hält, springt Gavrilo Princip hinzu und feuert mit seiner Pistole mehrere Schüsse auf das österreichische
Thronfolgerpaar. Noch bevor Princip Selbstmord begehen kann, reißt ihm die Menge die Waffe aus der Hand. Auch der
Versuch eine Zyankalikapsel zu schlucken, schlägt fehl.
Folgen des Attentats von Sarajevo
Franz Ferdinand und Sophie Chotek erlagen beide noch am selben Tag ihren Schussverletzungen. Dagegen überlebte
Gavrilo Princip seinen Selbstmordversuch unverletzt, weil er die Zyankalikapsel wieder erbrach. Er starb 1918
im Gefängnis von Theresienstatt an Tuberkulose.
Das Attentat von Sarajevo hatte weitreichende Folgen für Europa: Österreich-Ungarn erklärte Serbien den Krieg.
Russland, seinerzeit enger Bündnispartner der Serben, erklärt reaktiv Österreich-Ungarn den Krieg. Das Deutsche
Reich stand wiederum seinem Bündnispartner zur Seite und erklärte Russland den Krieg. Nur wenige Tage später
traten auch Großbritannien und Frankreich in den Krieg mit ein. Der Erste Weltkrieg hatte begonnen.