Norddeutscher Bund

Als Folge der Niederlage Österreichs gegen Preußen im Deutschen Krieg im Jahr 1866 wurde im Prager Frieden der Deutsche Bund aufgelöst und stattdessen der Norddeutsche Bund gegründet. Anfangs war er als militärisches Schutz- und Trutzbündnis zu sehen, jedoch fanden am 12. Februar 1867 dann die Wahlen zum Norddeutschen Konstituierenden Reichstag statt. Sieger dieser Wahl waren die Altliberalen, die Freikonservativen und die Nationalliberalen.

Gründung, Verfassung und Ausmaß des Norddeutschen Bundes
Der neu gegründete Reichstag erarbeitete eine Verfassung, zu der Otto von Bismarck inhaltlich einen wesentlichen Teil beitrug. Nach einigen Diskussionen und Beratungen wurde die Norddeutsche Bundesverfassung am 16. April 1867 mit deutlicher Mehrheit verabschiedet und trat am 1. Juli 1867 in Kraft. Als nationales Hoheitszeichen wurde die schwarz-weiß-rote Trikolore gewählt. Sie kombiniert die hanseatischen Farben Weiß-Rot mit den preußischen Farben Schwarz-Weiß.

Der Norddeutsche Bund erstreckte sich nördlich der Mainlinie auf einer Fläche von ca. 415.000 km² und ca. 30 Millionen Einwohnern. Zu ihm gehörten 22 deutsche Staaten und die drei freien Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck. Wichtigstes Mitglied war Preußen, das nicht nur den größten Flächenanteil im Bund hatte, sondern mit Otto von Bismarck auch den Kanzler stellte. Außer Österreich gehörten Württemberg, Bayern, Baden und der südliche Teil von Hessen-Darmstadt nicht zum Norddeutschen Bund.

Der Norddeutsche Bund als Vorstufe zur großdeutschen Lösung
Die Einigung Deutschlands nördlich der Mainlinie durch den Norddeutschen Bund als kleindeutscher und föderalistischer Bundesstaat unter preußischer Führung ist jedoch nur als Übergangsphase zur Einigung Gesamtdeutschlands zu sehen, da die Verfassung ausdrücklich die Mitgliedschaft weiterer Staaten vorsah. Dieser Einigungsprozess wurde durch Bismarcks wirtschaftliche und politische Bündnispolitik mit den süddeutschen Staaten trotz des Widerstands Frankreichs weiter vorangetrieben.

So waren die süddeutschen Staaten über den Deutschen Zollverein angebunden und hatten geheime Verteidigungsbündnisse im Kriegsfall geschlossen, die sie unter das Kommando des Königs von Preußen stellten. Dieses Verteidigungsbündnis sollte bald zum Einsatz kommen und die Einigung Deutschlands beschleunigen. Die Reformen des Zollparlaments waren eine weitere wichtige Grundlage für die spätere Einigung, die daher auch wirtschaftlich zügig vollzogen werden konnte. Denn zu den wichtigsten erarbeiteten Punkten zählten das gemeinsame Handelsrecht, einheitliche Maße und Gewichte, die Gewerbeordnung und das Strafgesetzbuch.

Der Einigungskrieg gegen Frankreich
Als es 1870 zu diplomatischen Krisen kam und Frankreich schließlich Preußen angriff, traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei und verteidigten ebenfalls erfolgreich Preußen. Die Einigung unter dem Namen Deutsches Reich geschah dann bereits im Januar 1871 nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg. Außerdem wurde der preußische König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Die Verfassung des neugegründeten Deutschen Kaiserreichs war im Wesentlichen die Verfassung, die bereits 1867 unter Bismarck entworfen wurde.

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Infobox: Norddeutscher Bund

Norddeutscher Bund: Zusammenschluss (Föderation) 22 unabhängiger Staaten nördlich des Mains. Insgesamt 30 Mio. Einwohnern auf einer Fläche von ca. 415.000 km². Bundeskanzler wird Otto von Bismarck. Der Norddeutsche Bund geht 1871 mit den Südstaaten Baden, Bayern und Württemberg zum Deutschen Reich über.
Zeitraum: 01.07.1867 bis 18.01.1871